Das Forschungsprojekt Selbständig mit Behinderung hatte das Ziel, die Lage und Anliegen von Unternehmern mit Behinderung darzustellen und Möglichkeiten der Unterstützung mit Betroffenen und Experten zu erarbeiten.
Die Studie wurde aus Mitteln des Landes OÖ und des Europäischen Sozialfonds finanziert sowie mit Unterstützung der Wirtschaftskammer OÖ durchgeführt.
Die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt hat - nicht zu letzt durch Initiativen und Vorgaben der EU - zunehmend an Bedeutung gewonnen. Auf der Basis zahlreicher und unterschiedlichster Projekte wurden Maßnahmen erprobt, evaluiert und teilweise Standardisierungen daraus abgeleitet. Mit dem EU-weit eingeführten Gleichstellungsrecht wird die uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderung bei der Ausbildung, der Erwerbstätigkeit und der gesellschaftlichen Teilhabe verbindlich normiert. Damit ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Verwirklichung der Gleichstellung erfolgt.
Auffällig ist aber dennoch, dass die Maßnahmen sich sehr stark auf die Unterstützung von unselbständig Erwerbstätigen konzentrieren. Mittlerweile wurde eine breite Palette an Unterstützungsangeboten entwickelt, welche die Existenz sichernde Erwerbstätigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zum Inhalt haben.
Die vorliegende Studie lenkt den Blick auf die Lage und die Bedürfnisse von selbständig Erwerbstätigen mit Behinderung, stellt die Situation vorwiegend aus der Sicht der Betroffenen dar, vermittelt dadurch ein besseres Verständnis für die Probleme dieser Personengruppe und leistet damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung eines adäquaten Förder- und Unterstützungssystems.
Ausgangspunkt dieser Studie war die Einrichtung eines bundesweiten Kompetenzzentrums für Selbständige mit Behinderung. Das Kompetenzzentrum hat im wesentlichen die Aufgaben der Information, Vernetzung, Unterstützung der sozialen Absicherung sowie Öffentlichkeitsarbeit und wird in Kooperation mit der Wirtschaftskammer und dem Verein INTEGRATIO umgesetzt. Die Studie wurde durch die Universität Linz, Institut für Soziologie, unter wissen-schaftlicher Leitung von Ass. Prof. Dr. Franz Wagner, PhD und unter Mitarbeit von Mag. Karl-Heinz Aumair und Mag.a Nicola Vogl sowie mit Unterstützung der Wirtschaftskammer OÖ durchgeführt.
Allen Mitwirkenden, insbesondere den engagierten Betroffenen, welche ihre persönlichen Erfahrungen und ihre Zeit für die aufwändigen Fokusgruppen und Einzelgespräche in diese Studie eingebracht haben, möchten wir an dieser Stelle herzlich danken. Die Aussagekraft dieser Studie gründet in den wertvollen praktischen Erfahrungen und in der engagierten Mitarbeit aller Gesprächs- und Interviewpartner.
Linz im Juni 2010
Franz Wagner (Projektleitung), Karl-Heinz Aumair und Nicola Vogl (Wissenschaftliche Mitarbeit)
Zahlreiche Dokumente belegen, dass das Hauptaugenmerk des Themas „Arbeit und Behinderung“ auf dem Schwerpunkt „unselbständig Erwerbstätige“ beziehungsweise behinderte Arbeitnehmer liegt. Beispiel: Im über 300 Seiten starken Bericht der Bundesregierung zur Lage von Menschen mit Behinderungen in Österreich 2008 finden sich auf Seite 170 nur 3 Zeilen ! zur Überschrift „Hilfen zur wirtschaftlichen Selbständigkeit“, welche das Anliegen „selbständig mit Behinderung“ ausdrücklich thematisieren.
Laut der Studie gibt es bundesweit ungefähr 25.000 Selbständige mit Behinderung.
Art der Behinderung | prozentuelle Verteilung |
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Körperlich | 69% |
Psychisch/psychosomatisch | 22% |
Hören/sehen | 9% |
Status der Selbständigkeit | prozentuelle Verteilung |
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GründerInnen | 9% |
kürzer als ein Jahr selbständig erwerbstätig | 9% |
1-3 Jahre selbständig erwerbstätig | 25% |
länger als 3 Jahre selbständig erwerbstätig | 57% |
Grad der Behinderung | prozentuelle Verteilung |
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(noch) keine Einstufung | 12% |
weniger als 50% Grad der Behinderung | 12% |
50 – 100% Grad der Behinderung | 76% |
Gründungszeitpunkt | prozentuelle Verteilung |
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Bereits vor Eintritt der Behinderung selbständig erwerbstätig | 45% |
Nach Eintritt der Behinderung Aufnahme der selbständigen Erwerbstätigkeit | 55% |
Anzahl der Beschäftigten | prozentuelle Verteilung |
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Keine MA | 56% |
1 – 4 MA | 41% |
5 – 19 MA | 3% |
Anliegen aus der Sicht der Betroffenen | |
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GLEICHBEHANDLUNG - selbe Unterstützung wie Unselbständige mit Behinderung | |
LEITFADEN - Infos zum Thema „Selbständig mit Behinderung“ | |
ZENTRALE ANLAUFSTELLE - wo Betroffene umfassend informiert werden | |
NETZWERKINITIATIVEN - regelmäßige Info-Veranstaltungen und Treffen |
Sparte | prozentuelle Verteilung |
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Gewerbe und Handwerk | 43% |
Handel | 26% |
Information und Consulting | 14% |
Industrie | 7% |
Tourismus/Freizeit | 7% |
Geschlecht | prozentuelle Verteilung |
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Männlich | 81% |
Weiblich | 19% |